Ausrüstung
Fernglas
Preis & Qualität
Das Fernglas ist wohl eines der wichtigsten Ausrüstungsstücke eines Vogelbeobachters und sollte dementsprechend wohlüberlegt gekauft werden. Es gibt ein breites Angebot an Geräten, von billigen Stücken unter 50 Fr./40 € bis hin zu Markenferngläsern mit Preisen um 3000 Fr./2500 €.
Welches Fernglas geeignet ist, hängt natürlich stark vom Verwendungszweck ab. Für gelegentliche Beobachtungen auf dem Sonntagsspaziergang genügt auch ein günstiges Gerät - die Vergrösserung ist hier etwa die gleiche wie bei teuren Stücken.
Bei regelmässiger Verwendung werden aber andere Aspekte zunehmend wichtiger - beispielsweise Lichtstärke, Grösse des Blickfeldes, Gewicht, Wetterfestigkeit, Farbechtheit etc. Diese Merkmale machen den Grossteil des Preisunterschiedes aus.
Wofür man sich letzten Endes entscheidet, hängt natürlich vom persönlichen Bedürfnis und den finanzellen Mitteln ab. In jedem Falle sollte man sich bewusst sein, dass ein Top-Gerät zwar merklich besser ist als eines aus dem mittleren Preissegment, diese Mehrleistung im Verhältnis zum Preis jedoch klein ist. Auch Ornithologen mit reger Beobachtungstätigkeit kommen durchaus ohne ein absolutes Topmodell aus!
Ein vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis bieten etwa die Monarch-Modelle von Nikon (z. B. Monarch 7 8x42), erhältlich für unter 400 Fr./350 €. Im direkten Vergleich mit einem High-End-Gerät schneidet ein solches Fernglas lediglich beim etwas kleineren Blickfeld und der Naheinstellgrenze schlechter ab.
Wer jedoch die finanzellen Mittel hat, wird an einem Top-Gerät z. B. von Swarovski oder Leica auf jeden Fall sehr lange viel Freude haben!
Auswahl
Unabhängig vom Preis lohnt es sich auf jeden Fall, ein Fernglas vor dem Kauf in die Hand zu nehmen und auszuprobieren, ob es einem persönlich zusagt. Insbesondere bei günstigen Modellen sollte man dabei auf folgende Punkte achten:
- Liegt das Fernglas gut in der Hand?
- Sind die Einstellungen mit den Fingern gut erreichbar?
- Überprüfen Sie die Farbechtheit.
- Werden gerade Linien auch gerade abgebildet?
- Das Gewicht des Gerätes sollte nicht allzu gross sein.
Technisches
Bei Ferngläsern sind jeweils hauptsächlich zwei Zahlen angegeben, z. B. 8x32. Die erste Zahl gibt die Vergrösserung an, die zweite den Linsendurchmesser. Wenn man die zweite Zahl durch die erste teilt, erhält man einen Eindruck von der Lichtstärke des Gerätes, das heisst, ein Resultat von 5 (z. B. 10x50) verspricht generell eine bessere Dämmerungstauglichkeit als ein Resultat von 3,75 (z. B. 8x30). Bei Zoomferngläsern ist die Angabe folgendermassen: 8-20x50. Die Lichtstärke hängt aber auch stark von der Vergütung der Linsen ab - hochvergütete Optik lässt mehr Licht durch.
Die Vergrösserung ist meistens nicht entscheidend - 8x oder 12x macht keinen so grossen Unterschied beim Beobachten. Man sollte dabei bedenken, dass bei einer höheren Vergrösserung Blickfeld und Lichtstärke kleiner sind. Zudem wird es ab einer 10x-Vergrösserung schwierig, das Gerät ruhig zu halten.
Weiter wird oft die Naheinstellgrenze angegeben. Diese ist von Bedeutung, wenn man das Fernglas auch auf kleine Distanz nutzen will. Ein Gerät mit einer kleinen Naheinstellgrenze macht es z. B. möglich, einen 3 Meter entfernt ruhenden Schmetterling in seiner vollen Pracht zu bewundern.
Sehr entscheidend ist auch das Blickfeld. Je grösser das Blickfeld, umso mehr sieht man und findet sein Ziel leichter. Hochwertige Ferngläser haben ein Blickfeld von über 7°, billige Geräte eines von ca. 5°.
Fernrohr
Wer Vögel (oder auch andere Tiere) auf grosse Distanz beobachten und sauber bestimmen will, kommt um ein leistungsstarkes Fernrohr nicht herum.
Im Grossen und Ganzen gelten für Fernrohre die gleichen Regeln wie für Ferngläser. Allerdings fällt hier die Qualität deutlich stärker ins Gewicht, da man bei hohen Vergrösserungen auf eine gute Optik und Lichtstärke angewiesen ist. Ein kleines Blickfeld macht es zudem sehr schwierig, das "Zielobjekt" zu finden (insbesondere vor neutralem Hintergrund wie etwa einer Wasserfläche oder Himmel).
Dafür sollte man auch etwas höhere Preise und allenfalls ein höheres Gewicht des Gerätes in Kauf nehmen - ein Billigfernrohr anzuschaffen lohnt sich definitiv nicht.
Besonders praktisch sind Fernrohre mit Zoomokkular (z. B. 20-60x), auf der kleinsten Vergrösserungsstufe kann man Vögel suchen, auf der grössten die Arten bestimmen. Allerdings muss man dabei auch auf die Lichtstärke schauen, eine Vergrösserung von 60x50 ist bei nicht optimalen Lichtverhältnissen fast unbrauchbar.
Wichtig zum Fernrohr ist ein gutes Stativ. Dieses sollte möglichst stabil sein, damit das Fernrohr im Wind nicht zu sehr wackelt. Besonders angenehm sind die leichten und dennoch stabilen Carbon-Stative, die aber auch ihren Preis haben.
Bestimmungsbücher
Ein Bestimmungsbuch ist auch für erfahrene Ornithologen zuweilen hilfreich. Das zur Zeit wohl beste Bestimmungsbuch für Europa und Umgebung ist "Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens" (Svensson, Mullarney, Zetterström; Kosmos-Verlag).
Etwas handlicher, aber auch sehr empfehlenswert mit hervorragenden Abbildungen, ist der Feldführer "Die Vögel Europas - Der Pockeband" (P. Hayman, R. Hume; Kosmos-Verlag). Die 430 vorgestellten Arten decken das, was man normalerweise in Europa sieht, längstens ab. Zurzeit leider vergriffen.
Eine gute Ergänzung zu den genannten Werken ist das Buch "Vogelbestimmung für Fortgeschrittene" (A. Harris, L. Tucker, K. Vinicombe; Kosmos-Verlag), welches ähnliche Vogelarten und ihre Unterscheidungsmerkmale auf einen Blick zeigt. Zur Zeit leider vergriffen (in Englisch unter dem Titel "The Helm Guide to Bird Identification - An In-Depth Look at Confusion Species" erhältlich).
Grunsätzlich sind Bestimmungsbüchern mit Zeichnungen besser als solche mit Fotos, da hier die Vögel in allen wichtigen Kleidern und ähnliche Arten in vergleichbaren Haltungen dargestellt werden können. Dennoch sind auch Fotobestimmungsbücher manchmal hilfreich. Unter diesen dürfte "Welcher Vogel ist das?" (D. Singer; Kosmos-Verlag) zur Zeit das Beste sein. Hier werden auf mehreren Fotos pro Art meist die wichtigsten Federkleider abgebildet.
Fachliteratur
Wer sich eingehender mit der Vogelbestimmung beschäftigt und dabei Wert auf genaue Altersbestimmung, Unterart etc. legt, wird früher oder später an die Grenzen seines Bestimmungsbuches stossen. Auch die Informationen zur Biologie der einzelnen Arten sind in Feldführern meist nur dürftig.
Letztere Informationen kann man entweder im Internet finden, oder man deckt sich im regulären Buchhandel mit (mehr oder weniger) preiswerten Handbüchern ein, die das gewünschte Wissen enthalten.
Bei komplexen Bestimmungsproblemen oder der Suche nach genauen wissenschaftlichen Informationen helfen aber - nebst dem Austausch mit anderen Birdern - oft nur Werke zu einzelnen Verwandtschaftsgruppen oder umfangreiche Nachschlagewerke weiter. Diese Fachliteratur ist meist nur in Englisch vorhanden, oft sehr teuer und gelegentlich schwer oder nicht erhältlich (vergriffen).
Die vermutlich umfangreichste Plattform für solche speziellen Bücher düfte der NHBS (Natural History Book Service) sein. Alle Werke sind sinnvoll geordnet und das gigantische Sortiment lässt kaum Wünsche offen. Lieferung weltweit.
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